PERSONAL STRUGGLES 8/75 von Schwarwel

PERSONAL STRUGGLES – THIS IS THE SOUNDTRACK OF MY LIFE
Udo Lindenberg – „Wozu sind Kriege da?“
Im Osten der 1970er/1980er musikalisch sozialisiert worden zu sein, hieß auch, um Udo Lindenberg samt Panik-Orchester nicht herumgekommen zu sein. Ob nun „Wir wollen doch einfach nur zusammen sein (Mädchen aus Ost-Berlin)“ (1973), „Cello“ (1973), „0-Rhesus-Negativ“ (1975), „Verdammt, wir müssen raus aus dem Dreck“ (deutsches Animals-Cover von 1978), „Der Boss von der Gang“ (das deutsche Shangri-Las-Cover von 1978), „Baby, wenn ich down bin“ (1980), „Gegen die Strömung“ (1981), „Sie liebten sich gigantisch“ (1982) oder „Sonderzug nach Pankow“ (1983) undsoweiter undsofort – die meisten Lieder von Udo aus dieser Zeit kann ich heute noch auswendig. Nein, stimmt nicht – ich kann ALLE noch auswendig. Zu oft gehört, ins Blut übergegangen, in allen möglichen Situationen, nüchtern oder besoffen, todtraurig oder total euphorisiert, beim Einschlafen und beim Aufwachen. Lindenberg war damals DER deutsche Rocker: unangepasst, schnoddrig, laut, engagiert, kämpferisch, verletzlich – und eben aus dem Westen, dem vermeintlich gelobten, nie zu erreichenden Land hinter der Mauer, was ihn noch magischer für den 14-jährigen Zoni (also mich) machte.
Aber ausgerechnet das erste Lied auf der OSTdeutschen AMIGA-Lizenz-Platte von 1982 ist für mich sein größtes Vermächtnis. Mit „Wozu sind Kriege da?“ hat er bis heute meine zarte Kinder-/Teenieseele berührt und mit scheinbar ganz einfachen Fragen auf den Tisch gebracht, was mir im Schatten der ganz realen gegenseitigen atomaren Bedrohung durch die USA und die Sowjetunion auf der Seele brannte. Die ganze Ungerechtigkeit der Welt durch die Kinderstimme von Pascal mit voller Wucht direkt in mein Herz geballert. Für immer. Scheiße, ich heul schon wieder.