PERSONAL STRUGGLES 14/75 von Schwarwel

PERSONAL STRUGGLES – THIS IS THE SOUNDTRACK OF MY LIFE
Iron Maiden – „Run To The Hills“
Das erste Mal Maiden. Ich (14) saß Sonntagvormittag wie so oft auf dem kratzigen Wohnzimmerfußboden meiner Eltern, angelehnt an die kratzige braune Couchgarnitur, vor mir Erdnuss-Flips, Cola und verrauschtes Schwarz-Weiß-Westfernsehen. Unsere Doppelhaushälfte stand ein paar Meter außerhalb der großen, verstärkenden Antenne des RFT-Werkes an der Schwimmhalle, so dass ich sehr viel Glück haben musste, wenn ich zu Hause mal ZDF gucken wollte. Heute hatte ich Glück: Ein wilder Typ mit langen Haaren und Ponyfrisur schreit etwas höher, als es mir eigentlich behagt, in ein Mikro, Nietenarmbänder vom Handgelenk bis zur Armbeuge.
„White man came across the sea
He brought us pain and misery“
Dazwischen immer gefakte Stummfilmaufnahmen mit Kämpfen zwischen „Cowboys und Indianern“, wie sie landläufig und unreflektiert genannt wurden.
„He killed our tribes, he killed our creed
He took our game for his own need“
Mich hatten Indigene schon immer fasziniert. Ob in den Lederstrumpf-Erzählungen von James Fenimore Cooper, Gojko Mitić als der DDR-Staatsindianer, Tom Sawyer und Huckleberry Finn von Mark Twain, Sitting Bull, Crazy Horse, Geronimo, Little Big Horn, Wounded Knee 1973 in der Tagesschau … kurz: Iron Maiden hatten mich bereits mit den ersten Takten am Haken:
„Run to the hills, run for your lives“!
Vorher hatte ich mich im härteren Rockbereich gerade mal bis AC/DC vorgearbeitet. Mit Maiden begann ich jedoch, bewusst Metal zu hören: Rob Halford und Judas Priest – „Breaking The Law“, Biff Byford und Saxon – „Wheels Of Steel“, Def Leppard (najaaa), aber auch deutsche Bands wie Destruction, Kreator und Sodom oder die ostdeutschen MCB, für die man bis nach Böhlen in irgendeine Betriebskantine fuhr, um sie live zu sehen. Aber „666 – The Number Of The Beast“-Maiden mit Bruce Dickinson am Gesang blieben für mich die Größten, bis sie schließlich ein, zwei Jahre später durch Lemmy und Motörhead vom Thron gestoßen wurden – auch wenn ich Motörhead eigentlich nicht mit Heavy Metal assoziiere, sondern natürlich mit meiner DNA.